Im Sommer 2016 bekam ich zwei spannende Drohnen in die Hände: die Phantom 4 von DJI auf der einen und die Typhoon H von Yuneec auf der anderen Seite. Da Yuneec seit einiger Zeit aggressiv Werbung für die neue Drohne gemacht und DJI, den Marktführer, direkt frontal angegriffen hatte und selbst das bekannte Tech-Magazin Chip mit dem dramatischen Titel "Diese Drohne hat das Zeug zum DJI Killer" aufwartete.
Waren das einfach reißerisch klingende PR-Strategien oder war die brandneue und noch unbekannte Yuneec Typhoon H wirklich ein Wunderwerk chinesischer Technik (oder zumindest ein echter Konkurrent)?
"Wenn sogar Chip so einen Titel wählt, muss das sicherlich etwas dran sein", dachte ich mir anfangs und beschloss, beide Drohnen zu testen und einem detaillierten Vergleich zu unterziehen. Das war allerdings gar nicht so einfach.
Nachdem ich beide Drohnen getestet hatte, kostete mich der Dreh des Vergleichs mehr als 21 Tage, was bis dato ein Rekord war - nie zuvor hatte ich länger an einem einzelnen YouTube-Video gearbeitet.
Und obwohl man das bei YouTube eigentlich nicht macht, bewertete ich beide Drohnen rigoros und ohne Vorbehalte: ehrlich und offen.
Warum man das als YouTuber eigentlich nicht macht?
Ganz einfach: man hat keinen Journalisten-Ethos oder Kodex, man muss sich nicht rechtfertigen, man möchte stattdessen unterhalten, man versucht, möglichst viele Klicks zu generieren und vor allen Dingen hat man ein großes Interesse daran, sich bei keinem Hersteller unbeliebt zu machen, um ja niemanden zu vergraulen und vor den Kopf zu stoßen.
Ich persönlich halte das für falsch.
Ich berichte wahrheitsgemäß und auch, wenn ein Hersteller mal schlecht wegkommt, ist das ja kein Weltuntergang.
Das sagt ja noch nichts über die anderen Produkte oder den etwaigen Nachfolger aus. Vielleicht kann man mit diesen ja wiederum punkten.
Ich schone niemanden und bevorzuge niemanden, ich bashe nicht und ich lobe nicht in blumiger Sprache. Emotionale Fragen wie die des Designs bewerte ich generell nicht, da es dabei um den persönlichen Geschmack geht, nicht um die Qualität, Funktionalität und Sicherheit.
Irgendwann war die Folge endlich fertiggestellt und wenige Stunden später online.
Die Kommentarspalten füllten sich enorm schnell, nie zuvor hatte eines meiner Videos derart polarisiert. Das war zwar ungewohnt, aber nicht unangenehm.
Likes wie Dislikes nahmen zu, wobei die große Mehrheit mit dem Video sehr zufrieden war. Einige User fanden das Video zu lang, andere hatten mit der Yuneec Typhoon H bessere Erfahrungen gemacht als ich (denn am Ende des Videos war die DJI Phantom 4 der klare Gewinner).
Was dann allerdings passierte, war vorher so nicht absehbar:
Hassmails erreichten mich - per Kommentar, Facebook und Email.
Ich war auf einmal gekauft, wie es schien, berichtete nur voreingenommen (die Begriffe "Lügenpresse" und "Fake-News" gab es damals so noch nicht), im freundlichsten Fall gab man mir den Spitznamen DJI Fanboy und man bezichtigte mich gar, Kopf einer Kampagne zu sein, die in den vorangegangenen Tagen tonnenweise negative Kommentare unter Yuneec-freundlichen Beiträgen und Videos veröffentlicht hatte. Interessant. Natürlich waren das alles erboste und nicht freundlich gemeinte Nachrichten (obwohl es natürlich auch ein Kompliment war, so übermäßig ernst genommen und für besonderes mächtig gehalten zu werden), aber das war gar nicht der entscheidende Punkt.
Als YouTuber ist man eh einiges gewohnt. Beschimpfungen und Vorwürfe gehören da, traurigerweise, zur Tagesordnung.
Was mich allerdings überrascht hat, war die Loyalität einiger User gegenüber Yuneec, einer chinesischen Firma, die weder besonders bekannt ist, noch nennenswerte positive oder negative News produziert hatte (vielleicht mit Ausnahme des Absturzes eines Kleinflugzeuges, bei dem der deutsche Testpilot ums Leben kam).
Ich weiß gar nicht, wie man einer Firma gegenüber dermaßen loyal sein kann.
Ich meine: ich schwöre auf Apple-Produkte. Das liegt aber nicht am Statussymbol, sondern daran, dass ich jahrelang auf Microsoft-Computern gearbeitet habe, dann den Switch zu Mac machte und als Filmemacher enorme Vorteile vorfand. Aber deswegen behaupte ich ja auch nicht, dass jedes Apple-Produkt makellos oder anderen überlegen ist.
In meinen Videos trage ich oft Hollister T-Shirts.
Ich muss zugeben, dass ich aus unerfindlichen Gründen diese wirklich oft anderen vorziehe.
Bin ich also ein Hollister Fanboy? Who knows.
Und jetzt noch einmal der Blick auf Drohnen: Nur weil ich als Filmemacher ganz klar auf das beste Kamerasystem gepaart mit einer starken und einfach bedienbaren Drohne setze und kein Bastel-Freak bin, bin ich deshalb ein Fanboy?
Weil der Underdog nicht immer besser als das Monopol ist, auch, wenn man das unterbewusst vielleicht wünscht? Vielleicht. Angenommen ich bin ein Apple-DJI-Fanboy. Das hat für mich keinen negativen Beigeschmack, weil ich gefühllos zu anderen Herstellern wechseln würde, so diese denn bessere oder zumindest konkurrenzfähige Produkte herstellen würden.
Und das passiert mit Sicherheit auch von Zeit zu Zeit.
Momentan ist DJI aber ungeschlagen, was Qualität, Sicherheit und Luftbildkameras angeht.
Keine andere Firma kommt derzeit auch nur in die Nähe der DJI Mavic Pro oder der DJI Phantom 4 Pro oder der DJI Inspire 2.
Das ist eigentlich schade, da Konkurrenz bekanntlich den Markt belebt und sich positiv auf den Erfindungsgeist und Preis auswirkt.
Aber ich bleibe dabei: wenn ich Vergleiche drehe, dann werden sie ehrlich sein.
Mir ist es vollkommen egal, welcher Hersteller hinter einem Produkt steht, solange er nicht in größere Skandale verstrickt ist,die einen Kauf aus zum Beispiel politischen Gründen unmöglich machen könnten.
Bei mir sind alle Drohnen willkommen.
Kein Hersteller überweist mir ein Gehalt oder mailt mir ein Drehbuch.
Wer das nicht glaubt, kann mich nennen, wie er will. Oder er kann es lassen, weil das eigentlich nur Zeitverschwendung ist.
Das besagte Video kannst Du hier schauen: