Wir haben sie getestet: die neue DJI Inspire 2, das Flaggschiff der professionellen Kameradrohnen von Marktführer DJI. Die Tech Specs klingen vielversprechend. Wie sieht es aber abseits von Werbeangaben und PR-Daten aus? Kann sie sich im Praxistest beweisen und welche Vor- und Nachteile fallen besonders auf? Wir haben den Test gemacht.
Heute bin ich in den Ruhrpott gefahren, knapp zwei Stunden von meinem Heimatort entfernt, um mich mit Jens zu treffen. Jens ist ein Deutscher Drohnenpilot, der hauptsächlich in den USA lebt und arbeitet. In Hollywood.
Aber anstatt Glanz und Glamour haben wir uns Rost und vergangene Zeiten vor die Linse geholt.
Alte Zechen, viel Industrie und der perfekte Kontrast zu den normalen Hochglanzmotiven, wie Wolkenkratzern, Wasserfällen und Urlaubsinseln.
Zusammen haben wir die DJI Inspire 2 (außerdem noch die DJI Phantom 4 Pro) getestet und auf Herz und Nieren geprüft.
Wir sind geflogen, haben Bugs gefunden (und sie gleich aufgelistet an DJI weitergeleitet) und uns ausgetobt, solange die Batterien uns ließen.
Während des Betriebs sind uns acht prägnante Vor- aber auch Nachteile der DJI Inspire 2 aufgefallen. Hier die Übersicht:
Die DJI Inspire 2 filmt in 5.2K in DNG RAW oder in 4K mit 60fps. Eine höhere Auflösung und echtes Raw bietet keine andere Drohne in diesem Preissegment. Die Auflösung ist ideal für professionelle Produktionen, gleichzeitig stellt sie aber auch hohe Anforderungen an das Material. Aufgezeichnet werden kann die volle Auflösung nur dann, wenn der Lizenzschlüssel für DNG Raw erworben und auf einer eigens von DJI entwickelten SSD Karte mit mindestens 512GB Speicherplatz aufgezeichnet wird. Leider sind sowohl Lizenzschlüssel als auch SSD-Karte meines Erachtens nach stark überteuert. Außerdem benötigt man in der Post-Produktion viel Rechenpower, um den großen Datenbergen Herr zu werden. Auch neu: 4K mit 60fps für alle, die den Computerspiel-Look auch in ihren Luftaufnahmen haben wollen.
Die X5S Kamera ist stabil. Was sich wie eine generelle Aussage anhört, wird bemerkenswert, wenn man Linsen höherer Brennweite aufschraubt. Ohne jedwede Stabilisierung (wie sie zum Beispiel bei der älteren DJI X5 Kamera notwenig ist), kommt die neue X5S Kamera mit jeder von mir aufgeschraubten Linse problemlos klar. Unter anderem getestet wurde mit dem 15mm, dem 25mm, dem 45mm Objektiv. Ade Gewichtsringe und kleine an der Seite befestigte Cent-Stücke.
Die Akkuleistung ist enttäuschend. In jeder Hinsicht sind die Akkus eine Problemzone der neuen DJI Inspire 2. Sie sind teuer. Pro Stück kosten sind im Moment knapp 200€. Die Flugdauer ist verbesserungswürdig. Sie hält sich, obwohl man zwei Akkus verwenden muss, nur knapp länger als das Vorgänger-Modell. Zwanzig Minuten Flugzeit erreicht man nur selten, wenn man die schwerere und professionellere X5S Kamera verwendet. Bugs und Handling machen einem das Leben schwer. Wenn beispielsweise ein Akku voll aufgeladen, der andere nur auf 70% geladen ist, kann die DJI Inspire 2 nicht abheben. Beide Batterien müssen auf ähnlichem Niveau sein, was in der Praxis äußerst problematisch sein kann.
Dual Recording auf zwei Karten und in zwei Formaten. Gleichzeitig auf MicroSD und SSD aufzunehmen bietet viele Vorteile. Und das nicht nur, wenn es um 5.2K geht. Auch als Backup oder zum Recorden in einem anderen Format ist der zweite Slot sinnvoll. Datenpannen werden so effektiv vermieden. Natürlich ist es auch möglich, beispielsweise nur auf einer MicroSD Karte in 4K aufzuzeichnen.
Geschwindigkeit und Präzision auf einem neuen Niveau Piloten der neuen DJI Inspire 2 dürfen endlich auch von den neuen Sensoren profitieren. Das verbesserte VPS ("Vision Positioning System") sorgt für präzise Bewegungen über Grund, ein extrem stabiles Hovering Verhalten und erhöht allgemein Flugsicherheit und Bedienkomfort. Das Obstacle Avoidance System ("Anti Kollissions System") sorgt gleichzeitig für einen sicheren Betrieb im Vorwärtsflug und Climb (Aufstieg). Wer im Dual-Operator Modus fliegt, wird auch Seiten- oder Rückensensoren nicht vermissen, da die Kamera vom Operator bedient werden kann, während der Pilot immer geradeaus fliegt.
Die Styropor-Transportbox ist eine Zumutung. Sie ist unkomfortabel zu tragen, man quetscht sich leicht die Finger, sie ist nicht befestigt und beim schließen verdreht man sie oft. Die Konstruktion der Transportbox lässt zu wünschen übrig. Wo DJI Inspire 1 Kunden noch Komfort und Sicherheit vereint in einem stabilen Koffer zum Kauf der Drohne bekamen, werden Käufer der DJI Inspire 2 mit einer billigen Übergangslösung abgespeist. Auf Dauer wird die Anschaffung eines neuen Koffers ein Muss sein.
Die X4S Kamera ist überflüssig. Wer sich die DJI Inspire 2 kauft, wird nur mit einer Kamera glücklich: mit der DJI X5S. Wer allerdings zum kleineren Modell, der DJI X4S greift, wird voraussichtlich enttäuscht, da er stattdessen auch eine DJI Phantom 4 Prohätte kaufen können, die nicht nur günstiger (bei gleicher Leistung) wäre, sondern auch die selben optischen Resultate geliefert bekommen hätte. Wer sich die DJI X4S kaufen soll, ist mir rätselhaft.
Front Kamera erhöht die Sicherheit im Dual-Operator-Mode maßgeblich Sie ist klein, wackelig und hat eine schlecht Auflösung. Aber hierbei geht es auch nicht um filmische Resultate. Die kleine Frontkamera, die sich zwischen den Obstacle Avoidance Sensoren befindet, dient alleine der Sicherheit und Orientierung. Während sich der Kamera-Operator auf die Erstellung der besten und schönsten Shots konzentrieren kann, die Kamera rotiert und wendet, weiß der Operator der DJI Inspire 2 immer ganz genau, was vor ihm ist und wo er hinfliegt. Hier wird Zeit gespart, die Sicherheit erhöht und Präzision erlebbar. Die Sicht ist anfangs vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, allerdings ist sie ein echtes Kaufargument.
FAZIT
Die DJI Inspire 2 hat, wie jede Drohne, ihre Schwächen.
Aber die Vorteile überwiegen bei weitem. Noch nie habe ich eine so mächtige Drohne geflogen. Sie ist, wie alle DJI Drohnen, unglaublich leicht zu steuern, sie bietet Sicherheit und vor allen Dingen die beste Luftbildkamera, die aktuell auf dem Markt verfügbar ist. Geschlagen wird sie nur von größeren Kameras, wie beispielsweise RED Cine-Kameras, die an deutlich größere und teurere Drohnen montiert werden können. Ich wollte nicht, dass es so kommt: Ich werde mich wohl von meiner geliebten DJI Inspire 1 trennen müssen, um mir dafür eine brandneue DJI Inspire 2 leisten zu können. Nachdem man sie einmal geflogen hat, bestenfalls mit einem Objektiv hoher Brennweite, stabil und vollkommen wackelfrei, will man sie einfach nicht mehr missen. Leider werde ich aber trotzdem weiter in 4K filmen müssen, da mir Lizenzschlüssel und SSD Karte einfach zu teuer sind.
Wer einen Blick auf Original-Footage der DJI Inspire 2 werfen möchte, kann sich HIER kostenlos Testfiles herunterladen.